Bis vor einigen Jahrzehnten galt es noch als sicher, dass das erwachsene Gehirn keine neuen Zellen mehr bilden kann. Forschungsergebnisse belehrten uns eines Besseren. Doch genau wie Meditation, Sport, Ernährung, Schlaf, Sonnenstrahlen oder Sex ist auch Cannabis für die Neurogenese verantwortlich.

Wissenschaftler sind sich einig, Neurogenese im menschlichen Gehirn ist möglich. Auch im Erwachsenenalter kann das menschliche Gehirn neue Neuronen bilden und es gibt verschiedene Dinge, durch die diese Neubildung sogar noch gesteigert werden kann.

Neurogenese

Neurogenese ist die Bildung von Nervenzellen aus bestimmten Stamm- oder Vorläuferzellen. Je nach Phase der Entwicklung unterscheidet man zwischen embryonale und adulte Neurogenese. Obwohl die Neurogenese bei Vögeln bekannt war, galt die Neubildung von Gehirnzellen im Zentralnervensystem bei Erwachsenen eine lange Zeit lang als unmöglich. Wir Menschen stellen neue Zellen aus einem Repertoire an Stammzellen her. Dies geschieht an zwei Orten unseres Gehirns: in der subventrikulären Zone (SVZ) und im Hippocampus.

Letzterer ist vor allem für unser Gedächtnis und das Lernen zuständig. Funktionsstörungen im Hippocampus können zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Depression, Angststörungen oder Parkinson führen. Es ist nicht ganz klar, welche Funktion die Neurogenese im Erwachsenenalter besitzt. Wissenschaftler attestieren dem Vorgang unter anderem eine wichtige Bedeutung bei der Bildung des Langzeitgedächtnisses. Darüber hinaus wird eine verminderte Neurogenese mit der Entstehung der Alzheimer Krankheit in Verbindung gebracht.

Neurogenese natürlich ankurbeln

Die adulte Neurogenese lässt sich auf verschiedene Arten fördern. Eine davon ist Sport. Durch regelmäßiges Ausdauertraining wie Laufen, Schwimmern oder Radfahren, bei dem die Pumpleistung des Herzens gefördert wird, führt die gesteigerte Durchblutung zu einem erhöhten Spiegel des Wachstumsfaktors BDNF (brain derived neuropathic factor) sowie des Nervenwachstumsfaktors GDNF (glial cell line derived trophic factor). Beide Stoffe sind für die Neurogenese essenziell. Außerdem erhöht Sport den Testosteronspiegel und die beim Training freigesetzten Endorphine helfen dabei, den Cortisolspiegel niedrig zu halten. Diese Hormone spielen vor allem mit zunehmenden Alter eine wichtige Rolle bei der Alterung und Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit.

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Auch Meditation kann zu einer neuronalen Neubildung beitragen. Die positiven Auswirkungen des Achtsamkeitstrainings sind sogar wissenschaftlich bestätigt. Forscher der Universität Harvard konnten nachweisen, dass Meditation Gehirnzellen aufbaut und die Menge an grauer Substanz im Gehirn erhöht. Durch MRT-Scans konnte die Erhöhung der grauen Substanz im Hippocampus durch regelmäßige Meditation gezeigt werden.

Mindestens genauso wichtig ist die richtige Ernährung. Dazu zählen ausgewogene Nährstoffe mit langkettigen Kohlenhydraten wie zum Beispiel Haferflocken oder Vollkornbrot. Zudem sollte die Versorgung mit ungesättigten Fettsäuren wie Omega 3 oder 6 nicht vernachlässigt werden. Auch Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Neurogenese aus. Zu wenig Schlaf bremst die Bildung von Neuronen und bringt den Hormonhaushalt durcheinander. Regelmäßige Sonnenstrahlen, durch die beim Kontakt mit unserer ungeschützten Haut Vitamin D gebildet wird, erhöhen den Serotoninspiegel. Optimalerweise bekommt unser Körper pro Tag 15 Minuten UV-Strahlen aus dem Sonnenlicht.

Cannabinoide und Neurogenese

Immer mehr Studien beschäftigen sich mit der Rolle von Cannabinoiden im Zusammenhang mit der Neubildung von Gehirnzellen. Die Cannabispflanze enthält über 100 Cannabinoide, von denen hauptsächlich Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) hinsichtlich möglicher medizinischer Anwendungsmöglichkeiten untersucht werden. In einer Studie aus dem Jahr 2015 weisen Forscher darauf hin, dass Cannabinoide die embryonale und adulte Neurogenese fördern können und anti depressive Eigenschaften besitzen. Eine umfangreiche Studie zur Rolle von Cannabinoiden für die Neurogenese gibt es hier.

Neue Neuronen werden vor allem im Hippocampus gebildet, der Region unseres Gehirns, in dem Informationen verschiedener Systeme zusammenfließen. Zudem ist der Bereich für bewusste Erinnerung und Gedächtnis zuständig. Die Erkenntnis über die anti depressiven Eigenschaften einiger Cannabinoide ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung, denn Stress ist Gift für den menschlichen Körper und eine geringe Konzentration des Stresshormons Cortisol begünstigt die Neubildung von Gehirnzellen.

Man geht davon aus, dass die Neurogenese im Erwachsenenalter mit dem Auftreten von Depressionen zusammenhängt. Erhöhen die oben genannten Entspannungsaktivitäten die Rate der Neuronenproduktion, sorgt Stress für einen Rückgang der Produktion. Die stresslindernden und entspannenden Eigenschaften von CBD könnten dabei eine völlig neue Bedeutung bekommen.

Die Rolle von Cannabidiol

Innerhalb der letzten Jahre wurden die medizinischen Eigenschaften von CBD weiter erforscht. Einer im Journal Cell Communication and Signaling veröffentlichten Studie zufolge nimmt Cannabidiol bei der aktiven Produktion neuer Neuronen eine besondere Rolle ein. Das internationale Forscherteam untersuchte die Auswirkungen von THC und CBD auf das Lernen und die adulte Neurogenese. Schließlich kam man zu dem Schluss, dass beide Cannabinoide unterschiedliche Effekte haben. So hat Cannabidiol keine Auswirkungen auf das Lernen, erhöht jedoch die Neurogenese, während THC die Lernfähigkeit reduziert, ohne die Neurogenese bei Erwachsenen zu beeinflussen. Insgesamt ist die Studie ein weiterer Beweis für die immense Bedeutung des Cannabinoid-Systems für unser Gehirn.

Cannabis macht dumm, oder?

Alle diese Forschungsergebnisse stehen im Gegensatz zu der weit verbreiteten Meinung, der Konsum von Cannabis mache dumm. Stattdessen legen aktuelle Forschungsergebnisse keinen Abbau der Gehirnzellen durch Cannabis, sondern vielmehr eine Neubildung durch die Aufnahme von Cannabinoiden nahe. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich nicht, dass jedes Cannabisprodukt und jede Konsumform die Neurogenese fördert.

Fairerweise muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass viele Versuche an Tieren oder nur mit einer sehr kleinen Probandengruppe durchgeführt wurden. Für noch genauere und belastbarere Ergebnisse wären klinische Studien mit veränderten Parametern wünschenswert. Eines lässt sich aber sicher sagen, das menschliche Cannabinoid-System spielt eine überaus wichtige Rolle für unseren Körper und Bildung von Neuronen. Vor allem das Cannabinoid CBD konnte mit seinen therapeutischen Eigenschaften überzeugen und kann bei der adulten Neurogenese eine entscheidende Rolle spielen.

Weitere Quellen:

http://www.cannabisinmedicine.de/cbd-2/https://www.pravda-tv.com/2017/01/das-gehirn-bildet-durch-neurogenese-neue-zellen/https://biosignaling.biomedcentral.com/articles/10.1186/1478-811X-8-12https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4543605/https://flexikon.doccheck.com/de/Neurogenese